Doch im Museum machte ich eine schauerliche Entdeckung. Eliot und ich schlenderten durch eine riesige Halle, in der unzählige Schiffsmodelle aus den letzten vier Jahrhunderten ausgestellt waren. Hier und da erzählten kleine Wandtafeln mit Bildern, Seefahrerkarten, Texten und Fotos die Geschichte der einzelnen Objekte. Elli hatte jedoch keinen Interesse für die maßstabsgetreuen Nachbildungen. Er hastete durch die Ausstellung und zog mich wie an einer unsichtbaren Leine hinter sich her, bis mein Blick unvermittelt in den Bann eines riesigen alten Schwarzweißfotos gezogen wurde und der magische Faden zwischen uns zerriss.
Ich blieb stehen und schaute mir die stark vergrößerte Fotografie an. Sie zeigte eine Eislandschaft die von schroffen, dunklen Felsen mit scharfkantigen Graten durchbrochen wurde. Die Landschaft selbst war mir unbekannt, dennoch war mir das Bild vertraut. Ich hatte es schon einmal irgendwo gesehen. Wahrscheinlich sogar mehr als einmal, denn ich kannte jede Kante und jeden Schatten darauf. Wie eine Melodie, an deren Töne man sich zwar nicht erinnert, die man aber sofort wiedererkennt, sobald man sie hört. Ich trat einen Schritt näher heran und las die Bildunterschrift: Deutsche Antarktische Expedition 1938 – 1939.
~ Wilhelm Fenner